Energie für die Zukunft

In der Division Türen geht es voran beim Thema erneuerbare Energie. Zwei dem neuesten Stand der Technik entsprechende Biomasseheizkraftwerke sorgen bei Prüm und Garant mittels Kraft-Wärme-Kopplung zukünftig für nachhaltigere Wärme und nachhaltigeren Strom. Die Anlagen werden rund die Hälfte des Strom- und 100 % des Wärmebedarfs der beiden Werke abdecken. Befeuert werden die Anlagen mit Produktionsreststoffen, sprich Holzabfällen, aus der Türenproduktion. Wie diese smarte Lösung dem Klimaschutz dient, erläutert Horst Lichter, Gesamtleiter Technik der Division Türen, im Interview.

Herr Lichter, Sie sind als Gesamtleiter Technik zuständig für die beiden neuen Biomasseheizkraftwerke bei Prüm und Garant. Wie kam es dazu, dass die Arbonia an diesen Standorten in zwei neue Anlagen investiert?

HL: Das neue, hocheffiziente Biomasseheizkraftwerk (BMHKW) tritt die Nachfolge der bestehenden Anlage an. Ausserdem löst sie kleinere, dezentrale Systeme zur Beheizung der Standorte ab – unter anderem die Heizölanlagen. Die alten Heizungen mussten nach 30 Jahren modernisiert werden. Zudem erforderten auch Neuerungen in der deutschen Verwaltungsvorschrift «TA Luft» eine Modernisierung der bestehenden Anlagen, damit sie den Emissionsanforderungen für bestimmte Luftschadstoffe entsprechen. Wir haben die Konzeption der beiden Anlagen bei Prüm und Garant daher gleich in die Wege geleitet und die Anlagengrösse dem geplanten Wachstum der beiden Unternehmen angepasst. Bei Prüm lag dies primär an der Grösse der neuen Produktionshallen, bei Garant waren die alten Heizungen unterdimensioniert. Wir mussten daher in jedem Fall grösser bauen und wollten dies mit unseren Klimazielen verbinden.

Können Sie uns die Technologie erläutern?

Sicher. Ein Biomasseheizkraftwerk setzt auf Biomasse als Brennstoff. Durch die Verbrennung von unseren Produktionsabfällen, wie Holzstaub und unbelasteten, zerkleinerten Holzwerkstoffen, wird Dampf mit einem sehr hohen Druck erzeugt. In den nachfolgenden Prozessen wird der Dampf dann zur Erwärmung der Hallen, zum Beheizen der Pressen sowie zur Erzeugung von Strom über eine Dampfturbine verwendet. Durch die Mehrfachverwendung des Dampfes spricht man dann von einer «Wärme-Kopplung», welche sehr energieeffizient ist. Gleichzeitig haben wir den positiven Nebeneffekt, dass wir unsere Holzabfälle, die wir bisher teuer entsorgen mussten, energetisch nutzen können.

Was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun?

Wenn wir unsere Holzabfälle verwerten, reduzieren wir nicht nur den Bedarf an externen Biomassequellen, sondern verhindern auch die Freisetzung von Treibhausgasen, die entstehen würden, wenn die Holzabfälle ohne Energierückgewinnung verrotten oder verbrannt würden. Auch der Abtransport über mehr als 150 Kilometer mit LKWs entfällt, was wiederum Emissionen vermeidet.

Wie passt das zu den allgemeinen Umweltzielen der Arbonia und ihrer Verpflichtung zum Klimaschutz?

Als Arbonia unterstützen wir das Pariser Klimaabkommen. Dafür werden wir bis 2035 die Intensität unserer Emissionen substanziell verringern. In der Division Türen können wir nach Fertigstellung der neuen Anlagen 100 % des Wärmebedarfs bei Prüm und Garant mit selbst erzeugter Energie decken. Ausserdem streben wir an, den eigenproduzierten Stromanteil stetig zu erhöhen. Dazu kombinieren wir die Biomasseheizkraftwerke mit eigenen Photovoltaikanlagen. Wenn die beiden neuen Anlagen laufen, benötigen wir kein Heizöl mehr und können auf fossile Energiequellen verzichten. Der Bau von den beiden Biomasseheizkraftwerken stellt für die Arbonia eine Investition in die Zukunft dar, die sich langfristig wirtschaftlich auszahlen wird, und einen grossen Beitrag zur Nachhaltigkeit und damit zum Klimaschutz leistet.

Welche Herausforderungen hatten Sie dabei zu bewältigen?

Planung und Umsetzung waren tatsächlich mit einigen Herausforderungen verbunden, was der Komplexität des Projekts und der Vielzahl an Beteiligten geschuldet war. Durch sorgfältige Planung und intensive Zusammenarbeit mit unseren technischen Teams haben wir diese Herausforderungen jedoch erfolgreich gemeistert. Die Anlage bei Prüm konnten wir Ende 2023 in Betrieb nehmen, bei Garant wird diese 2025 fertiggestellt werden.

Wie hat die lokale Gemeinschaft um die Werke Prüm und Garant auf die Nutzung von Holzabfällen zur Energieerzeugung reagiert?

Die Resonanz ist durchweg positiv. Die lokale Bevölkerung schätzt, dass wir mit modernster Rauchgasfiltertechnik zu einer besseren Luftqualität beitragen. Ausserdem können wir durch die Anlage bei Prüm bereits jetzt nicht genutzten Strom ins Netz einspeisen und anliegende Unternehmen zum Teil mitversorgen. Die Anlagen laufen 24 / 7, wobei wir nur an fünf Tagen Türen produzieren und somit am Wochenende den Strom einspeisen können. Die Vergütung für den eingespeisten Strom am Wochenende deckt dadurch die Betriebskosten der Anlage. Ein weiterer Vorteil für uns ist, dass wir mit diesen Anlagen CO2-Abgaben sparen können.

Plant die Arbonia weitere nachhaltige Lösungen in ihr Geschäftsmodell zu integrieren?

Der Erfolg dieser Anlagen dient als Grundlage für künftige Bemühungen. Wir suchen bei der Arbonia stets aktiv nach Möglichkeiten, die Ressourceneffizienz zu steigern, Abfälle zu reduzieren und Umweltauswirkungen weiter zu minimieren. Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur ein Ziel, sondern ein ständiger Prozess, und wir setzen uns für kontinuierliche Verbesserungen und Innovationen ein. Wir wollen die Erfahrungen von Prüm und Garant auch in anderen Unternehmensteilen nutzen. So gibt es auch für Invado und RWD Schlatter strategische Pläne für Photovoltaikanlagen und erneuerbare Energiequellen.

Biomasseheizkraftwerk

Bei einem Verbrauch von 40 000 Tonnen Holz oder anderer Biomasse erzeugt ein Heizkraftwerk der 5-MW-Klasse jährlich rund 30 Millionen Kilowattstunden Strom und 50 Millionen Kilowattstunden Wärme. Ein solches Kraftwerk funktioniert vom Prinzip her wie ein Kohlekraftwerk.